Sre Ambel
Es hat heute Nacht kräftig geregnet. Morgens ist die Luft super frisch und das bisher verstaubte Grün ist nun sauber gewaschen. Wir kommen nicht gerade früh los, da wir zwei Cappuccinos bestellt haben. Da muss dann immer erst ein Fachmann geholt werden und die Maschine vorbereitet werden. Plus/Minus 20 Minuten Zubereitung sollte man einplanen :-)
Die Straße ist anfangs toll und nun gefällt uns die Landschaft auch wieder besser. Nach 18km trifft uns dann der Schlag, der Teer ist weg und die Piste wird zur Kategorie SSS (Schlagloch, Schlamloch, Steine). Ein Segen, dass es geregnet hatte, sonst würden wir hier im Staub ersticken. Die Lkw fahren nur noch Schritttempo, wir müssen sie links überholen. Dank kräftigem Rückenwind kommen wir mit 17-18km/h vorwärts.
Teer gibt es nur noch auf den Brücken, scheinbar wird das hier 4spurig. Auf der Strecke liegen viele Betonwerke, außerdem geht Sand aus dem Mekong hier zum Hafen und wird dann nach Saudi Arabien und Qatar verschifft, weil deren Sand zu fein für Baumaßnahmen ist. Die völlig überladenen Laster ächzen unter der Last.
Die Fischer sind zurück vom Fang, der Müll tritt nach dem Regen seinen Weg in das Meer an. Schlimm. Wenn man genau hinsieht, erkennt man auch die Altölschlieren auf dem Wasser. Hier wird sogar noch geangelt, weswegen wir uns bisher jeglichen Süßwasserfisch erspart haben.
Ab km 30 fährt man ca. 30km an Palmölplantagen vorbei, auf der anderen Straßenseite gibt es noch endlos lange Mangrovenwälder und schöne Flußarme.
Kambodschanisches Warndreieck.
Da es keinen Seitenstreifen gibt, wird die Sache bei den vielen Lkw recht gefährlich. Wir fahren also fast 60km auf dem 50cm-3m breiten Schotterstreifen neben der Fahrbahn. Da die gegenüberliegende Schotterstreifen oft fehlt oder unbenutzbar ist, weichen die Rollerfahrer von der Gegenfahrbahn auf unsere Seite aus. Immer aufpassen! Egal wo man fährt. In Kambodscha kommt dir auch im Kreisverkehr jederzeit einer entgegen, der abkürzt.
Die E4 zweigt nach 70km nach Pnom Phenh ab und wir hoffen von den Sattelzügen erlöst zu sein. Leider ist das eine Mautstraße, die für überladene Fahrzeug (und Radfahrer) gesperrt ist. Die bleiben uns also erhalten. Die Polizei empfängt sie mit einem aufgebautem Zelt zum Abkassieren, da sie ja überladen sein müssen...natürlich ohne Waage.
Außerdem fehlt plötzlich wieder der gesamte Teer und die weitere Strecke Richtung Thailand wir wohl auch bald 4spurig. Im Staub sieht man uns nicht, weswegen wir auf die aufgefäste Spur in der Baustelle ausweichen. Doch auch dort kommen uns Geisterfahrer entgegen oder überholen. Für die Führerscheinklasse A (Motorräder) und B (Pkw) gibt es in Kambodscha keine Fahrschule! Der Führerschein wird nach einem Onlinetest per Post zugestellt. Das erklärt einiges.
Wir kommen in Sre Ambel an und stehen vor unserer Unterkunft. Es sind Zelte und Tische aufgebaut, extrem laute Gebetsmusik läuft. Eine heutige Hochzeitsfeier steht wohl unmittelbar bevor. Wir sind nach 91km extrem frustiert und drehen ohne Nachfragen an der Rezeption ab. Wir brauchen eine ruhige Nacht und haben keine Lust auf Halligalli bis in die Morgenstunden.
Wir suchen nach einer Alternative und fahren 3km zurück, wo wir ein typisch chinesisches Guesthouse sahen. Das Zimmer (16€) ist groß, aber ständig fällt der Strom aus...also auch die Klimaanlage und kurioserweise die Dusche. Kerstin steht eingeseift ohne Wasser da. Der Wasserhahn fällt bei Bedienung auseinander. Wir sind frustriert.
Ich versuche bei Booking.com eine Rückerstattung der 81€ für unsere gebuchte Unterkunft zu bekommen. Es antwortet sofort jemand und fragt wo wir sind. Ich schildere ihm dass wir mittlerweile ein lausiges Guesthouse genommen haben. Er bietet sofort an uns zu holen. Nach 30 Minuten kommen drei Jungs auf Rollern und meinen, sie bringen uns und die Räder zum Resort. Wir fragen wie wir die 20km zu dem von ihnen gezeigten Ort kommen sollen, sie antworten "boot". Ok. Wir radeln ca. 4km zu einem winizigen Bootssteg hinter einem Haus. Sie haben ein Boot dabei und bringen uns ziemlich weit flußaufwärts auf die andere Seite.
Wir sind begeistert. Unser Resort liegt auf einer Mangroveninsel, wir hätten es gar nicht finden können. Die angezeigte Stelle des Hotels ist bei booking.com schon mehrfach völlig falsch gewesen. Mit dem Rad natürlich übel.
Wir kommen an und entschließen hier gleich zwei Nächte zu bleiben. Für eine zweite Nacht hat der Besitzer hier zwar nichts frei, er lässt uns morgen aber auf eine andere Halbinsel bringen. Die Folgestrecke (115km, 400 Hm) hoffen wir übermorgen irgendwie zu schaffen.
Wir sind mal wieder alleine hier, werden schön bekocht und die Jungs und Mädels aus der Küche stehen neben uns und beobachten jede Bewegung die die "Langnasen" mit den Stäbchen machen.
Heute 100km, davon ca. 70km Schotter, 31 Grad (ein anderer Radler "cycloscop" hat diese Strecke als die schlimmste in in seinem Leben bezeichnet; Er scheint noch jung zu sein :-)
Ach übrigens....die üble Technobrause von der Hochzeit hört man leider auch hier, 1km entfernt.
Ach übrigens....die üble Technobrause von der Hochzeit hört man leider auch hier, 1km entfernt.
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